Schlüsselqualifikationen

 
Historische Eingrenzung
Was sind Schlüsselqualifikationen?
Schlüsselqualifikationen und Neue Medien

   Historische Eingrenzung
 
Schlüsselqualifikationen im Wandel der Zeit

In den 60er Jahren sollten in geisteswissenschaftlicher Tradition Unterrichtsinhalte dem Aufbau der individuellen Persönlichkeit dienen. Besondere Fachkenntnisse waren nicht intendiert. Zu vermittelnde (Schlüssel)Qualifikationen leiteten sich aus einem humanistischen Bildungsideal ab, das je nach Land, Ort und Personen sehr unterschiedlich ausgesehen hat. Sie bezogen sich hauptsächlich auf die Ausbildung von Ich-Kompetenz.

In den 70er Jahren erfolgte dann eine Hinwendung zu fachspezifischen Lerninhalten und Lernzielen, die aus den gesellschaftlichen, v.a. ökonomischen, Anforderungen und Entwicklungen abgeleitet wurden.  Bildung wurde reduziert auf messbare Lernergebnisse, die intersubjektiv überprüfbar sein sollten. Der eher technologische Ansatz führte zu einer Vernachlässigung der Persönlichkeitsbildung zugunsten einer Zugangsberechtigung für bestimmte Berufslaufbahnen. Das Individuum wurde als "black-box" gesehen, die sich dem pädagogischen Zugriff nur insofern erschloss, als sie einer Input-Output-Relation unterworfen war, deren Ergebnisse in Multiple-Choice-Manier festgehalten und "objektiv" bewertet werden konnten. So konnte Bildung den Anforderungen der Wirtschaft nach technologisch geschulten und selektierten Arbeitskräften und der Politik nach Legitimation (Schlagwort Chancengleichheit) gleichermaßen gerecht werden. Schlüsselqualifikationen leiteten sich primär aus den Verwertungsinteressen der Wirtschaft ab und bestanden hauptsächlich in der Ausbildung von  Sachkompetenz.

In den 80er Jahren erfolgte eine "kategoriale Wende". Bildung wurde als die vermittelnde Kategorie zwischen den Ansprüchen der "objektiven" Welt und dem Recht des Subjektes auf "Selbstsein" (was immer das auch bedeuten sollte) begriffen. Was allerdings angesichts der zunehmenden Globalisierung deutlich wurde, war eine Hinwendung zu flexiblen Handlungskompetenzen, die aus der Auseinandersetzung des Individuums mit der "Welt" entstehen sollten. Die Entpolitisierung der Gesellschaft ging Hand in Hand mit dem Zurückweichen der Ideologiekritik in der Bildungslandschaft.

In den 90er Jahren setzte sich ein systemischer Zugang zu gesellschaftlichen Fragestellungen durch, der sich auch in der Bildungsdiskussion niederschlug. Vernetztes Denken ersetzte zunehmend lineare Sichtweisen, Input-Output-Relationen wurden wieder in ihren prozesshaften Kontext zurückgeführt und in der Bildungsdiskussion setzten sich Begriffe wie Handlungsorientierung und Selbststeuerung durch - die alten Konzepte der Reformpädagogik der 20er Jahre haben plötzlich wieder Konjunktur. Natürlich ist das keine zufällige Entwicklung, sondern geht einher mit der ökonomischen und politischen Entwicklung der Weltwirtschaft, in der sich zeitliche und räumliche Dimensionen radikal verändert haben. Weltweite Konzentrationsprozesse verlangen Qualifikationsmuster, die nicht an Nationen gebunden sind und deren zeitliche Dauer nicht abzuschätzen ist.

Bildung ist daher heute völlig veränderten Qualifikationsanforderungen unterworfen, denen wir uns jetzt unter der Fragestellung "Was sind Schlüsselqualifikationen?" zuwenden wollen.

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